In fünf Kurzhörspielen entfaltet sich die Klangwelt Jacob Burckhardts (1818-1897): Die Kindheit im Umfeld des Basler Münsters, das Spiel mit seinem Kindertheater, die prägenden Eindrücke in Italien, Burckhardt als Wirtshausbummler im Badischen und schliesslich die späten Lebensjahre in seiner letzten Wohnung am Aeschengraben. Ausgangspunkt sind Burckhardts Briefe, Reisebeschreibungen, Kompositionen und Skizzen, die seine akustisch-musikalischen Eindrücke und Ansichten reflektieren. In Verbindung mit einer imaginären Geräuschwelt des 19. Jahrhunderts, wird Burckhardt neben dem gelehrten Kulturhistoriker auch als feinsinniger, musikalischer und humorvoller Mensch wahrnehmbar.
Abril Padilla - elektroakustische Komposition
Thilo Hirsch - Dramaturgie
1. Um das Basler Münster (5 Min.)
Jacob Burckhardt war, als viertes von sieben Kindern des Münsterpfarrers, mit dem Basler Münster und seiner unmittelbaren Umgebung bestens vertraut: Die Gottesdienste, die Grabplatten mit ihren Inschriften, die seltsamen Figuren des Portals, der Münsterplatz als Spielplatz und die Pfalz mit ihrer weiten Aussicht hinterliessen ihre Eindrücke. Die Erlebnisse als Kind und seine späteren kunsthistorischen Betrachtungen des Basler Münsters vermischen sich in diesem Kurzhörspiel.
Originalmusik (Ausschnitte):
Jacob Burckhardt, Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“, 1833
Johanna Mathieux, Der Rheinstrom, 1838/39
2. Burckhardts Kindertheater (4 Min.)
Zu einem im Historischen Museum Basel erhaltenen Kindertheater hat Jakob Burckhardt selbst noch weitere Kulissen und Rückprospekte gemalt. Einen imaginären „Theaternachmittag“ im Hause Burckhardt, in welchem die Kinder zuerst die Kulissen malen und dann ein Theaterstück improvisieren, lässt dieses Kurzhörspiel in der Phantasie des Hörers entstehen.
Originalmusik:
Jacob Burckhardt, Louis XVI Todtenfeier, 1833
3. Italienische Reise (9 Min.)
Hier werden die prägenden Eindrücke von Burckhardts ersten Reisen nach Italien hörbar: Der Enthusiasmus des Aufbruchs, die kunsthistorischen, kulinarischen, touristischen und musikalischen Erlebnisse. In einem fiktiven Dialog mit dem Triton Berninis schildert Burckhardt das nächtliche Rom und seine akustischen Sensationen. Das heimatliche Basel sieht er hingegen aus der Distanz zunehmend kritisch.
Originalmusik (Ausschnitte):
Jacob Burckhardt, Trost in Tränen, 1837/38 (Text von J. W. von Goethe), [Marschlied/Skizze], 1840, [Mondnacht/Skizze], ohne Jahresangabe, [Tarantella/Skizze], ohne Jahresangabe, Improvisation: Rani Orenstein
Pietro Labiola, Lu Cardillo - Canzone Neapoletana, ca. 1849
Johanna Mathieux, Abschied von Italien, 1841
4. Die „Krone“ in Grenzach - Wirtshausszenen (7 Min.)
Wie tausendfach mich lockt des Südens Pracht, viel heiliger ist Grenzach's Sternennacht!“ Dieser Ausspruch Burckhardts zeigt, wie wichtig ihm seine Besuche im Wirtshaus „Krone“ in Grenzach waren, wo er zusammen mit dem „anmuthigen Bäbeli“ - der dortigen Bedienung - singen, und mit seinen Freunden bis spätnachts beim Markgräfler Wein aktuelle Angelegenheiten diskutieren konnte.
Originalmusik (Ausschnitte):
Otto von Greyerz (Hg.), Im Röseligarte, „Es het e Buur es Töchterli“, 1908
Jacob Burckhardt, Valse (Les Alpes) [Skizze], 1834, Improvisation: Rani Orenstein
Jacob Burckhardt, Aufruf, 1842, vierstimmiger Satz: T. Hirsch
5. Burckhardts letzte Jahre (9'30 Min.)
Die letzten Lebensjahre verbrachte Burckhardt in seiner Wohnung am Aeschengraben 6. Der Blick auf die „Waldnacht“ vor seinem Fenster, sein Klavier und die Katze Miggi trösteten ihn über die Malaisen des Alterns hinweg. Ein wichtiger Fixpunkt blieb sein Schreibtisch, an den er sich täglich setzte, um Briefe zu schreiben. Der Abend war dann meist dem Pianino vorbehalten, um darauf „bekannte Melodien zu spielen und unbekannte zu phantasieren“.
Originalmusik (Ausschnitte):
Gioachino Rossini, La Carità, 1844
Richard Wagner, Lohengrin, 1850
Jacob Burckhardt, [Skizze], ohne Jahresangabe, Improvisation: Rani Orenstein
Jacob Burckhardt, Wanderers Nachtlied, 1838 (Text von J. W. von Goethe)
Die Mitwirkenden:
SprecherInnen:
Danny Wehrmüller (J. Burckhardt), Agnes Waibel, Niggi Reiniger, Peter Wyss, Kinder: Miro Conzetti, Valentina Conzetti, Milena Hirsch, Medea Labhardt, Zoe Labhardt, Palesa Labhardt
ensemble arcimboldo:
Rani Orenstein (Klavier/Improvisation), Michael Feyfar (Tenor), Agnes Waibel (Sopran), Françoise Matile (Orgel), Thilo Hirsch (Bogengitarre), Danny Wehrmüller (Basler Trommel)
Männerchor Kleinbasel, Leitung: Thilo Hirsch:
Arnold Brunekreeft, Herbert Wäckerlin, Thilo Hirsch, Christoph Schiller, Thomas Meury, Bernhard Krauer, Walter Siegrist, Stephan Fiechter, Thomas Schwarz, Michael Leuenberger
Foley-Artist: Abril Padilla
Verwendete Instrumente:
Flügel von „Erard, Paris“, 1850 (Salon des Pianos)
Pianino von "Kunz à Neuchâtel", um 1840 (Salon des Pianos)
Walcker-Orgel in der Matthäuskirche in Basel, 1896
Bogengitarre nach Friedrich Schenk (ca. 1847), Nachbau von Jan Tuláček
Aufnahmen: Abril Padilla, Thilo Hirsch, Basel, Januar-März 2018
Wir danken: Georg F. Senn / Salon des Pianos, Urs Weber / Tramclub Basel, Peter Rohrer / Wunderwelt der mechanischen Musik
Hörstationen vom 28.5.-12.6. in der Kaserne und ab 17.10. in der UB