"An die Gefahren, welche unser Leben auf allen Seiten umgeben, denke ich möglichst wenig …. Ich glaube nicht, daß man durch beharrliches Starren ins Chaos weiser und besser wird." (Briefe IV,138)
Burckhardt war ein scharfer Beobachter und führte eine spitze Feder. Er bringt seine Ansichten prägnant auf den Punkt. Das gilt sowohl für seine historischen Analysen wie für seine Kommentare zur Gegenwart. Eine Sammlung treffender Zitate lassen ihn als historisch denkenden Zeitgenossen deutlich hervortreten. Die Subjektivität seines Blicks legt immer wieder seinen Humor und seine Ironie frei, die ihn aber keineswegs immer vor falschen Urteilen schützen.
Burckhardts „spitze Feder“ hat im April und Mai als Plakataktion den städtischen Raum sowie als Flyer die BVB "besetzt".
8 Klassen verschiedener Schulen haben die Zitate Burckhardts diskutiert. Die ca. 170 Schüler setzten sich mit der heute für viele gewöhnungsbedürftigen Sprache des 19. Jahrhunderts und den meist nicht minder unvertrauten historischen Zusammenhängen auseinander. Die kurzen Zitate gaben eine Vorstellung von den Ideen und Gedanken Burckhardts. Einige Zitate wurden schliesslich Ausgangspunkt für eigene Beobachtungen und erlaubten, Burckhardt auf unsere Gegenwart zu beziehen. Zusammenhänge lassen sich erkennen und im besten Fall hat die Geschichte dazu beigetragen, die Gegenwart anders zu sehen.
Burckhardt 2018 - work in progress
Aus der Fülle hier eine kleine Auswahl:
"[Geschichte] kennt im Großen kein G u t und B ö s e, sondern nur ein so oder anders." (Briefe I, 224f.)
"Und nun ist die Macht an sich böse, gleichviel wer sie ausübe. Sie ist kein Beharren, sondern eine Gier und eo ipso unerfüllbar, daher in sich unglücklich und muß Andere unglücklich machen." (JBW 10, S. 205)
"Im Grunde sind wir ja überall in der Fremde, und die wahre Heimath ist aus wirklich Irdischem und aus Geistigem und Fernen wundersam gemischt. (Briefe VI, 110)"
"Glauben Sie mir: interessant kann nur sein, wer noch irgend etwas liebt.“ (Briefe III, 234)
"Das Hauptphänomen unserer Tage: Das Gefühl des Provisorischen." (JBW 28, S. 3)
"Wir möchten gerne die Welle kennen, auf welcher wir im Ocean treiben, allein wir sind die Welle selbst." (JBW 28, S. 8)
"Das Verharren würde zur Erstarrung und zum Tode; nur in der Bewegung, so schmerzlich sie sei, ist Leben. – Und vor Allem ist die Vorstellung vom Glück als einer positiven Empfindung schon falsch, während es nur Abwesenheit des Schmerzes ist, höchstens mit einem leisen Gefühl des Wachsthums verbunden." (JBW 10, S. 147)
"Die heutigen Menschen haben allmälig in grossen gesellschaftlichen Schichten schon unbewusst der Nationalität entsagt und hassen eigentlich jede Diversität. Sie opfern, wenn es sein muss, alle ihre speciellen Literaturen und Culturen gegen durchgehende Nachtzüge auf.” (Briefe V, 104)
„Ich bemühe mich fortwährend im Schweiße meines Angesichts, an den ‚gesunden Sinn des Volkes‘ zu glauben, es wird mir aber schwer und schwerer…“ (Briefe IV, 127).
"Es ist ein „Generalirrtum, daß eine auf tiefen Egoismus, Lüge und Gewalt gebaute Herrschaft nicht dauern könne, als ob in der Regel die Mächte der Erde auf etwas anderes gebaut würden.“ (GW XI, 371).
Wir danken allen Kennern und Genießern Burckhardts, die uns ihre persönlichen Zitat-Favoriten zur Verfügung gestellt haben: Hans Berner, Costanza Giannaccini, Lionel Gossman, Marianne Kreikenbom, Mikkel Mangold, Philipp Müller, Bernd Roeck, Jörn Rüsen, Edith Struchholz und Christine Tauber.
Dieses Projekt wurde großzügig finanziert von der Gebert Rüf Stiftung